Deutsche Investitionen: Verzicht auf "Made in China" als Chance für die Ukraine

Das Coronavirus hat die Verwundbarkeit des Wirtschaftsmodells der letzten Jahrzehnte offenbart. Die Globalisierung ermöglicht eine Produktion von Produkten auf der ganzen Welt, doch letztendlich produziert die ganze Welt fast immer in China.

Es geht nicht nur um Smartphones und Plastikspielzeug, es geht auch um medizinische Atemschutzmasken. In den letzten Wochen gab es auf der ganzen Welt einen regelrechten Kampf um herkömmliche Atemschutzmasken, Antiseptika oder Materialien für deren Herstellung, die man wiederum in China bestellen muss. Die Qualität ist nach wie vor fraglich, so sendet Spanien die minderwertigen Masken und Tests für das Coronavirus nach China zurück.

Apropos Spanien. Zu Beginn der Krise berichtete das spanische Fernsehen harmlos über das Entladen von Schutzmasken der Firma BUK. In der fernen Ukraine war man überrascht zu sehen, wie spanische Arbeiter im spanischen Fern ukrainische Schutzmasken aus Flugzeugen abluden, die innerhalb weniger Tage zum Bestseller in Europa wurden:

Ukrainische Schutzmasken BUK im spanischen Fernsehen

Es stellte sich heraus, dass die Ukraine eines der wenigen Länder in Europa ist, in denen noch etwas genäht wird. Die Lieferung knapper Masken in das ferne Spanien verursachte ein kleines politischen Erdbeben in der Ukraine. Fast alle Länder begannen ihre Grenzen zu schließen und solche begehrten Waren wie Schutzmasken unterliegen einem Ausfuhrverbot. Nur China stempelte weiterhin Masken für die ganze Welt. Jetzt sieht es so aus, als würde China der größte Nutznießer dieser Krise sein.

Es wird oft gesagt, dass die Welt nach dem Coronavirus niemals wieder dieselbe sein wird. Ich weiß nicht, wie es mit globalen Veränderungen weitergeht, aber höchstwahrscheinlich werden sie die Produktion in China mit großem Misstrauen behandeln. Chinesische Produkte litten früher unter nicht gerade guter Qualität, aber jetzt wurden ethische Fragen hinzugefügt. Angenommen, die Welt kann weiterhin alles in China produzieren, doch dann müssen wir lernen mit der Idee zu leben, dass die ganze Welt alle paar Jahre aufgrund eines anderen chinesischen Virus für ein paar Monate stehen bleibt.

Es wird oft gesagt, dass die Welt nach dem Coronavirus niemals wieder dieselbe sein wird. Ich weiß nicht, wie es mit globalen Veränderungen weitergeht, aber höchstwahrscheinlich wird man der Produktion in China mit großem Misstrauen begegnen. Chinesische Produkte "litten" früher unter nicht der besten Qualität, aber jetzt kommen noch die ethischen Aspekte hinzu. Angenommen, die Welt kann weiterhin alles in China produzieren, doch dann müsste man sich darauf vorbereiten mit der Idee zu leben, dass die ganze Welt alle paar Jahre aufgrund eines anderen chinesischen Virus für ein paar Monate stehen bleibt.

Der Hafen von Odessa gilt als einer der größten Häfen am Schwarzen Meer

Wird China aus diesem Virus etwas lernen? Wir haben bereits ein Beispiel mit der SARS-Pandemie 2002/2003 – nach dem Ausbruch des Virus wiesen viele Analysten auch auf die chinesische Liebe zu den Wildtiermärkten hin. Die chinesische Regierung verbot solche Märkte vorübergehend, man vergaß jedoch bald das Virus wieder und die Märkte wurden wieder eröffnet. Als wäre nichts geschehen.

Ich glaube nicht, dass jetzt die gesamte Umgebung von München und New York von Fabriken übersäht sein wird. Dennoch werden strategische und finanzielle Entscheidungen in globalen Finanzzentren getroffen. Höchstwahrscheinlich muss die Produktion zur Sicherheit aus China einfach in andere Länder verlagert werden.

Und hier hat die Ukraine die unerwartete Chance, eine Montagehalle für die Europäische Union zu werden. In diesem Land werden bereits Bauteile für die deutsche Automobilindustrie produziert und Kabelsysteme für Leoni AG montiert. Selbst die Videowerbung für BMW oder Audi wurde in der ukrainischen Hauptstadt gedreht. Die IT-Branche in diesem Land ist seit Jahren das Flaggschiff der Globalisierung – ukrainische Programmierer schreiben ihre Programme für die ganze Welt.

BMW Lautsprecher mit der "Made in Ukraine"-Markierung (c) delo.ua

Die Ukraine ist billig und nah – Löhne in China sind seit Jahren höher als in der Ukraine. Außerdem liegt das Land direkt an der Grenze zur EU. Man erreicht die Ukraine von Deutschland aus in unter zwei Flugstunden.

Die EU und Deutschland sollten aktiv in die Ukraine investieren und sich vor dem fernen China schützen. Europäische Beamte philosophieren so gerne über globale Projekte. Nun, mit angemessenen Investitionen und Interesse aus Europa kann die ukrainische Wirtschaft eine Montagehalle für europäische Waren werden. Die europäische Kultur und die Nähe zur EU werden dabei nur helfen.

Und deutsche Investitionen werden den Status Deutschlands als Wirtschaftslokomotive Europas festigen. Wenn deutsche Unternehmen jetzt nicht in die Ukraine kommen, werden früher oder später andere ihren Platz einnehmen. Insbesondere die gleichen chinesischen Investition. "Nutze den Moment" – dieses Motto ist in Krisenzeiten besonders akut.

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