Milliarden für KI in Europa - woher kommen die Zahlen...

...und wer soll das bezahlen? Kurz vor der Europawahl arbeiten viele EU-Bürokraten auf Hochtouren und versprechen immer mehr Subventionen für die eine oder andere Branche. Die IT-Industrie wurde nicht vergessen – man geht davon aus, dass in den nächsten Jahren bis zu 20 Milliarden Euro in KI-Lösungen investiert werden könnten.

Die Presse formuliert oft sehr verwirrend, sodass man den Eindruck bekommt, dass Gelder aus dem EU-Budget ausgegeben werden.

"20 Milliarden Euro bis 2020 und dann jedes Jahr noch einmal so viel, das will die Europäische Kommission gemeinsam mit ihren Mitgliedsstaaten aufbringen, um die Entwicklung von Anwendungen der Künstlichen Intelligenz voranzubringen." (Heise)

Klingt nach sehr viel Geld. Das wären dann ungefähr 13% aller EU-Ausgaben.

"Dieser Vorstoß ist Teil der KI-Strategie der EU-Kommission. Demnach sollen bis Ende 2020 mindestens 20 Milliarden Euro an privaten und öffentlichen Investitionen in dem Bereich zusammenkommen. Die Brüsseler Behörde will zusätzlich 1,5 Milliarden Euro an öffentlichen Geldern bereitstellen." (t3n)

"20 Milliarden bis 2020 – Das ist die KI-Strategie der EU" (Handelsblatt)

Der erwähnte Termin "bis 2020" wirkt zu optimistisch, wenn man ein Konzept zur Umsetzung erst Mitte 2019 vorstellt. Ist das noch zu schaffen?

Auf der Suche nach Milliarden

Eigentlich geht es um alle EU-Länder, die diese enorme Summe laut der EU-Kommission für die KI einplanen sollten. Wie könnte das erreicht werden? Man wird bis zu 1,5 Milliarden Euro aus öffentlichen Mitteln bereitstellen, der Rest kommt aus der Wirtschaft. 1,5 Milliarden klingen schon viel realistischer. Damit sollte Europa was KI angeht, konkurrenzfähig bleiben bzw. werden, denn die Chinesen und Amerikaner investieren viel mehr und zwar...

Und jetzt kommt der Trick. Die EU verfasst sehr viele Unterlagen, Berichte und Beschlüsse. Es ist eine echte Sammlung an geschriebenen Werken zu jedem Thema.

Die Arbeit in Brüssel wird akribisch dokumentiert. Noch im April 2018 sprach der ehemalige EU-Digitalkommissar Andrus Ansip über diese "mythischen" 20 Milliarden Euro.

Liest man die Berichte aus dem EU-Haus genauer, findet man, woher diese Zahlen kommen. Man verweist auf einen Bericht von McKinsey aus dem Jahr 2017. Daraus kommen die Vergleichszahlen für Europa, Amerika und Asien. Dabei geht es um keine konkreten Zahlen, sondern lediglich um reine Schätzungen bzw. "estimation", die auf die Ankündigungen der großen Konzerne wie Amazon, Google oder Baidu basiert. Ob diese Milliarden tatsächlich investiert werden, ist nicht geklärt. Sehr oft produziert man schöne Nachrichten für Anleger und die Presse, damit man nach außen den Eindruck vermittelt, dass man tatsächlich etwas tut.

 

Wenn man die Daten aus solchen Quellen summiert und weiter auf Konkurrenten extrapoliert, sollte man ungefähr auf die angesprochenen Milliarden kommen.

KI wird dabei eher schwach definiert. Es geht um Themen wie BigData-Analyse, Deep Learning, künstliche neuronale Netze, Virtual Reality uvm. Irgendwie landet dort alles, was man sonst als einfache R&D-Arbeit der Großkonzerne bezeichnet hätte.

Aber die EU hat diese Zahlen genommen und den Wachstumstrend fortgesetzt. So landete man bei der Notwendigkeit Milliarden in die KI-Entwicklung zu investieren. Die 20-Milliarden-Marke könnte jedoch nur ein Ziel bleiben, doch die 1,5 Milliarden aus den öffentlichen Mitteln werden tatsächlich ausgegeben. Bis jetzt scheint es wie eine Verteilung der Subventionen innerhalb der EU zu sein. Man wird sicherlich weitere KI-Ethik-Kommissionen gründen und weitere Berichte und Pressemitteilungen zum Thema "Künstliche Intelligenz" schreiben. Und als Krönung der Beschäftigungsmaßnahmen erscheint noch eine KI-Richtlinie. Da bin ich mir sicher. Die Gelder werden gut angelegt und über viele Posten gut verteilt.

ITUADE schlägt vor...

Wenn man die Länderergebnisse der letzten studentischen Olympiaden IMO 2018 anschaut, könnte man einiges viel besser verstehen. Die ersten Plätze gehen an die USA, Russland, China und die Ukraine. Das erste EU-Land Polen landet erst auf Platz 9. Kurz danach landet Großbritannien (12). Deutschland findet man nicht mal in den Top-30. Wir sind nämlich auf Platz 31, stolz zwischen der Mongolei und Armenien.

Internationale Mathematik Olympiade 2018: Länderergebnisse

Viele Bereiche der KI, die man heute in der Presse mit viel Begeisterung "entdeckt", sind für Spezialisten keine Neuheit. Dieser mathematische Apparat ist ihnen keine Neuheit. Neu ist nur das unerwartete Interesse zur KI, das eher wie ein Hype aussieht. Vor kurzem ging es nur um Blockchain. Jetzt ist KI an der Reihe.

Dennoch muss man der Presse dankbar sein. Ein sonst nur für Spezialisten bekannter Bereich ist plötzlich populär geworden.

Es wäre viel besser, wenn die EU rein in die Entwicklung und Popularisierung der Mathematik investiert, denn alles basiert in der KI-Welt auf reine Mathematik. Egal wie viele Milliarden man investieren möchte, man braucht gut ausgebildete Spezialisten. Man kann ruhig auf ein paar KI-Treffen für EU-Bürokraten verzichten und sollte mehr in die Nachwuchsförderung investieren. Man muss jetzt die richtigen Weichen stellen, weil die USA und asiatische Länder in Sachen Mathematik besser abschneiden als EU-Länder. Wenn man das schafft, werden die Erfolge auch in der heimischen Wirtschaft zu spüren sein.

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