IOI-2020: Kein Gold für Deutschland

Die IOI International Olympiade in Informatics 2020 fand online in Singapur statt. Über die Ergebnisse dieses Wettbewerbs wird bei uns in der Presse selten berichtet. Kein Wunder.

Die ersten derartigen Olympischen Spiele fanden 1989 in Bulgarien statt. Nur 42 Schüler aus Ost- und Westblock kamen, um die Computerprobleme zu lösen. Deutschland war damals immer noch geteilt und wurde von zwei Mannschaften vertreten. Die UdSSR stellte gleich drei Mannschaften auf, der Turnierorganisator Bulgarien – zwei Mannschaften.

Das erste deutsche Gold im selben Jahr ging an Markus Kuhn, ein Nachwuchstalent der deutschen Informatik. Später wurde er einer der führenden Experten in Computer Science – heute unterrichtet er an der University of Cambridge.

Die vierte Olympiade fand in Bonn statt, wo das US-Team debütierte. Jedes Jahr schickten immer mehr Länder ihre Vertreter zum Turnier. Und die Olympiade entwickelte sich dank Sponsoren und der Entwicklung von IT-Technologien zu einem der weltweit führenden Turniere für Informatik.

Olympiasieger können weltweit beste Universitäten auswählen und werden zu leitenden Spezialisten in IT-Unternehmen oder zur Elite der Informatik Professoren.

Auf der diesjährigen Olympiade IOI-2020 waren 87 Länder und 343 Teilnehmer vertreten. Jeweils vier Schüler pro Mannschaft, bzw. Land, sollten in zwei Tagen sechs Probleme lösen bzw. programmieren. Die Hälfte der Teilnehmer erhält Medaillen im Verhältnis 1-2-3. Es reicht in ein Zwölftel der Besten zu landen, um sich eine Goldmedaille zu sichern. Dennoch geht es um den harten Kampf zwischen den besten Nachwuchs-Informatikern der Welt. Allein Programmierskenntnisse werden nicht reichen, man muss genauso so gut Mathematik, Algorithmen und Datenstrukturen kennen. Und zwar so gut, dass man auf dem Weltniveau und auf Zeit Probleme lösen kann.

In den letzten Jahrzehnten kämpften China, die USA, Russland, Kanada, Japan und Südkorea um die ersten Plätze. Stabil gut schneiden die Osteuropäer (Polen, Rumänien, Ukraine, Belarus) ab. Die stabilsten Ergebnisse auf IOI zeigen sehr oft die Länder, die auch bei mathematischen Olympiaden gute Ergebnisse erzielen.

Die Deutsche Mannschaft kann man zu den Spitzenreitern nicht dazuzählen. Dennoch kämpfen deutsche Schüler auf Augenhöhe mit den Besten. Das deutsche Team bestand aus vier Schülern:

Marc Strufe (125. Platz von 343 Teilnehmern) und Lorenzo Conto (159. Platz) holten Bronze. Yasmine Briefs (173. Platz) und Bumjun Kim (183. Platz) verpassten knapp ebenfalls die Bronzemedallie.

Der absolute erste Platz und 100% der gelösten Probleme und der bestandenen Tests gingen an den Amerikaner William Lin. Er besiegte Koreaner Eun Soo Choe, Harris Leung (Hongkong) und das gesamte chinesische Team. Das letzte deutsche "Gold" stammt aus dem Jahr 2017 vom Lucas Michel, der später an der TU München studierte und aktuell in Oxford weiterstudiert.

Einige gute Leistungen deutscher Schüler können den gesamten Trend jedoch nicht korrigieren, da die Ergebnisse im Allgemeinen von Jahr zu Jahr schlechter werden, weil immer mehr Länder besser als Deutschland abschneiden. Diese Ergebnisse sind im Vergleich zu PISA Studien weniger kaum bekannt. Es wird angenommen, dass Schulolympiaden weder die allgemeine Entwicklung der Wirtschaft noch die Chancen auf eine erfolgreiche Karriere beeinflussen. Dennoch haben die besten IT-Unternehmen ihren Sitz nicht in Deutschland. Das berühmte "Made in Germany" wird nach und nach durch "Made in China" oder "Designed in the USA" ersetzt.

Die Ergebnisse der internationalen Schulolympiaden werden in der Presse kaum erwähnt. Die Förderung der begabten Kinder bleibt für die Öffentlichkeit praktisch unbekannt. Die Wichtigkeit der Olympiaden wurde von deutschen Politikern und Journalisten noch nicht verstanden, aber die deutsche Wirtschaft wird das in den kommenden Jahrzehnten zu spüren bekommen.

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