IMO-2021: Deutschland verpasst knapp die Top-10

Vor Beginn der Olympischen Spiele in Tokio endete ein weiterer Wettbewerb, dessen Ergebnisse einen direkten Einfluss auf die wirtschaftliche Zukunft Deutschlands haben werden.

Eigentlich sollte die Olympiade im russischen St. Petersburg stattfinden, aber wegen Covid fand die 62. Internationale Mathematikolympiade unter Schülern online statt. In wenigen Jahren werden diese jungen Mathematiker an den besten Universitäten der Welt studieren. Noch in diesem Jahrzehnt werden sie zur jungen Elite im IT-Sektor, jemand wird ins Finanzwesen gehen und schließlich einfach reich werden, jemand bleibt in der Wissenschaft. Die Ergebnisse einer solchen Olympiade haben im Gegensatz zum Sport direkten Einfluss darauf, wie das Land in den kommenden Jahrzehnten aussehen wird. Natürlich ist nicht alles so einfach, aber der allgemeine Trend für den zukünftigen Erfolg des Landes wird in den MINT-Fächern bestimmt.

Den ersten Platz belegte in diesem Jahr das chinesische Team und das schon drei Jahre in Folge. Zum ersten Mal trat China bei diesen Olympischen Spielen 1985 an und belegte den 32. Platz. Seitdem ist China stabil in den Top-10, häufiger sogar auf dem ersten oder zweiten Platz.

Den zweiten Platz belegte Russland – das Erbe der sowjetischen mathematischen Schule ist immer noch spürbar.

Den dritten Platz belegt Südkorea. Seien Sie nicht überrascht, denn in diesem Land wurden solche globalen technischen Marken wie Samsung, Kia, Hyundai und LG geboren. Die Wirtschaft in diesem Land braucht einheimische Mathematik-Talente stärker denn je, damit man gegen die Tigerstaaten und China wetteifern kann.

An viertem Platz landet das US-Team – Amerikaner schneiden stabil in den Top 4 der besten Mathe-Teams der Welt ab. Die besten Talente dieser Olympischen Spiele werden früher oder später an die besten US-Universitäten aufgenommen. Das US-Team selbst besteht sehr oft aus aus talentierten Emigranten. Das Co-Trainer ist zudem der ehemalige ukrainische Teilnehmer der Olympiade Oleksandr Rudenko.

Große Tech Giganten betrachten die Olympiade wie ein großes Probetraining bzw. Schaufenster für zukünftige IT-Talente. In ein paar Jahren tauchen viele Teilnehmer irgendwo im Silicon Valley auf.

Unabhängig davon ist der Erfolg der kanadischen Mannschaft erwähnenswert – sie liegt auf dem 5. Platz. Wiederholung des besten Ergebnisses des Teams seit 2012. Normalerweise würden die Kanadier auf dem 10-20. Platz landen. Sie profitieren unter anderem wegen ihrer gezielten Migrationspolitik.

Platz 6 belegt die Ukraine – das unerwartetste Team unter den erfolgreichen Ländern der Welt, das in diesem Jahr Israel, Großbritannien, Italien und geopolitisch erfolgreichere Nachbarn aus Polen überholt hat. So, what is wrong with Ukraine? :)

Es gibt zwei Gründe für diesen Erfolg: Die Ukraine war schon in der Sowjetzeit eine Schmiede von Ingenieuren für die militärische Industrie der UdSSR. In den 90er Jahren wechselten ehemalige sowjetische Ingenieure in die angewandte Programmierung und IT-Outsourcing. Gleichzeitig ist die IT-Branche zum schnellsten sozialen Aufzug des Landes geworden. Die MINT-Fächer sind die beliebtesten Studienziele an Universitäten. Die IT-Branche beschäftigt mehr als 200.000 Mitarbeiter, die für Hunderte von Outsourcing-Unternehmen arbeiten, da das Durchschnittsgehalt dank der günstigen Steuer locker 5-6 Tausend Euro pro Monat erreichen kann. Netto.

Und was ist mit Deutschland? In diesem Jahr belegte das deutsche Team den 12. Platz – die beste Leistung seit 2011. Das ist ein Erfolg ohne wenn und aber, denn in den letzten Jahren kämpfte das deutsche Team um den 30. Platz.

TeilnehmerIn Punkte Rang Preis Schule
Abs Rang
Mannschafts-Ergebnisse 129 12 89,62%    
Lennart Christian Grabbel 33 13 98,06% Goldmedaille Gymnasium Farmsen (Hamburg)
Samuel Meyer 28 32 94,98% Goldmedaille Katharinen-Gymnasium (Ingolstadt)
Timo Lörke 22 63 89,97% Silbermedaille Albert-Schweitzer-Gymnasium (Erlangen)
Juri Kaganskiy 22 63 89,97% Silbermedaille Dreilinden-Gymnasium (Berlin)
Maximilian Hauck 14 218 64,89% Bronzemedaille Elisabeth-Langgässer Gymnasium (Alzey)
Julian Robin Völlmecke 10 319 48,54% Ehrende Erwähnung Gymnasium Porta Westfalica

Das Niveau der Schulmathematik im Land spiegelt das zukünftige Niveau der Ingenieure wider. Hat man keine beste mathematische Schule, kann man dies mit der richtigen Migrationspolitik sozusagen ausgleichen. Aber dann muss das Land für die hochqualifizierten Migranten attraktiv werden. Ohne Reduzierung der Steuerlast ist es so gut wie unmöglich.

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