Handelsvolumen auf Xetra im Jahr 2021: was wurde gehandelt?

Deutsche Privatanleger handelten im letzten Jahr weiterhin aktiv mit Aktien. Ich werte die Handelsvolumen deutscher Aktien auf der Handelsplattform Xetra aus.

Ich ging davon aus, dass man mitten in der Pandemie weiterhin handeln würde. Ob BioNTech oder VW – täglich tauchen die Nachrichten über Umsätze, Gewinneinbrüche oder Übernahmen auf. "Börse vor acht" berichtet über den aktuellen DAX-Stand für die Otto-Normal-Anleger.

Wie sich jedoch herausstellte, waren die Handelsvolumina im letzten Jahr niedriger als im Jahr 2020. Der DAX-Index steigt, das Thema "Aktien" wird in den Medien aktiv diskutiert. Wie Pilze nach dem Regen wuchsen neue YouTube-Finanz-Kanäle aus dem Boden und die Zahl der Finanzinfluencer laufen aus dem Ruder. Im ersten Jahr der Corona Pandemie betrug das Handelsvolumen auf den drei Handelsplattformen Xetra, Börse Frankfurt und Tradegate Exchange 2,1 Billionen Euro – doch im Jahr 2021 sank dieser Wert auf 1,9 Billionen Euro. Zum Vergleich – im letzten Jahr vor Corona waren es nur 1,5 Billionen Euro.

Haben deutsche Anleger die Lust am Investieren verloren? Höchstwahrscheinlich haben fallende Märkte einige Anleger abgeschreckt. Selbst bei einer gleichen Anzahl verkaufter Aktien wird das Handelsvolumen letztendlich sinken, wenn der Aktienkurs fällt. Ein solches Schicksal ereilte in den letzten Jahren eine ganze Reihe "populärer" Aktionen.

Viele Anleger kauften den Dip schon im Jahr 2020 und fürs 2021 reicht es nicht mehr. Im Vergleich zu den USA wurden bei uns auch weniger Helikoptergelder verteilt.

DAX-Handelsvolumen

Weiter verglich ich die jährlichen Handelsvolumen einzelner Aktien. Die meistgehandelte DAX-Aktie auf Xetra war zwei Jahre in Folge die Aktie des SAP-Konzerns: 62,3 Milliarden Euro (2021) vs. 95,6 Milliarden Euro (2020) – deutlich weniger Umsatz, dennoch reichte das für den 1. Platz

Handelsvolumen auf Xetra (2021): Top10 DAX-Titel (in Mio Euro)

Weiter folgen die Autobauer Volkswagen AG VZO (58,8 Milliarden Euro) und Daimler AG (56,7) – aber im Jahr 2020 hätte das für die Top3 nicht gereicht. Der E-Autoboom sorgte zeitweise für Furor auf dem deutschen Markt. Dennoch blieben die Top10 unter den DAX-Aktien relativ stabil: nur Infineon Technologies AG ersetzte die Deutsche Post. Der Grund dafür ist klar – die Chipkrise beschäftigte Anleger das ganze Jahr.

Diese Chip-Nervosität sorgte für weitere Rekorde: die größten Handelsvolumen pro Tag markierte die Infineon-Aktie am 19.03.2021 mit über 1,5 Milliarden Euro an Volumen.

Die Handelsstatistik beider Jahre für die DAX-Werte sind schwer zu vergleichen, denn der Index wurde von 30 um 40 Titel erweitert, dazu kamen mehrere Spin-Offs und Übernahmen innerhalb des Indexes (Vitesco, Daimler Truck, Deutsche Wohnen). Außerdem hatte man 2020 einen Handelstag mehr (255/256).

Dennoch kann man feststellen, dass fast alle DAX-Unternehmen an Handelsvolumen verloren haben. Nur wenige DAX-Aktien haben 2021 die Umsätze verbessert, darunter Deutsche Telekom, Delivery Hero und Zalando.

MDAX

Der populärste MDAX-Titel war Lufthansa AG mit einem Handelsvolumen von 14,4 Milliarden Euro. Man handelte mehr auch mit anderen MDAX-Werten (Zalando, Deutsche Wohnen, HelloFresh), allerdings stiegen diese in dem DAX40 auf/ab.

SDAX

Der populärste SDAX-Titel war FlatexDegiro AG mit einem Handelsvolumen von 2,7 Milliarden Euro. Man handelte mehr auch mit anderen SDAX-Werten (Nordex, Shop Apotheke Europe, Morphosys, Hochtief, Encavis), allerdings stiegen diese aus dem MDAX auf/ab.

Rekorde dank Kursschwankungen

Der Umstieg der Handelsvolumen bei manchen Aktien kann sehr leicht mit den steigenden Kursen erklärt werden. So lagen die Handelsvolumen für die Nordex-Aktie im Jahr 2020 bei ca. 1,9 Milliarden Euro – und 2021 ging es bergauf bis auf 4,9 Milliarden Euro. Ein Anstieg um 160%! Aber diese Zahlen lassen sich leicht erklären, denn die Nordex-Aktie bewegte sich innerhalb der letzten 2 Jahre sehr turbulent in der Preisspanne zwischen 5 und 28 Euro.

Ähnlich ging es der Zooplus-Aktie. Ein Anstieg der Handelsvolumen von 820 Millionen Euro (2020) auf 2,16 Milliarden Euro (2021). Der Kurs bewegte sich zwischen 70 und 490 Euro.

Gleiche Story mit Hapag-Lloyd, VERBIO Vereinigte BioEnergie, Kloeckner & Co, Encavis und Global Fashion Group – deutlich steigende Kurse sorgen für deutlich steigende Handelsumsätze.

Fallende Kurse vs. Desinteresse?

Die Schwankung der Handelsvolumen kann man nicht immer nur mit den fallenden Kursen erklären. Manchmal werden die Aktien umgeschichtet und manche Branchen verlieren an Attraktivität. So wurde 2021 der MDAX-Titel Aroundtown weniger gehandelt: nur 4,1 Milliarden Euro im Vergleich zu 7,6 Milliarden Euro an Handelsvolumen im Jahr 2020. Vielleicht war die Immobilienbranche nicht so populär unter Anlegern.

Aber auch manche Tech-Aktien verloren an Umsatz. Der Münchner IT-Dienstleister Cancom SE wurde 2021 weniger aktiv gehandelt – nur 1,32 Milliarden (2021) vs. 2,36 Milliarden Euro (2020). Dem MDAX-Unternehmen geht es wirtschaftlich gut, doch der Aktienkurs kann nicht langfristig die Marke über 60 Euro erobern. Kein Wunder, dass man den Aktienrückkauf beschlossen hat.

Der DAX-Index steigt über die Marke von 16.000, die Politik spricht von Aktienrente und die Lust zum Aktienhandel kehrt wieder zurück wie damals vor der Dotcom-Blase. Aber die Umsätze fallen. So war das zumindest im Jahr 2021.

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