GitLab: Von einem OpenSource-Projekt zu einem Unicorn

Im Jahr 2011 schrieb ein ukrainischer Programmierer eine Software, die Jahre später zu einem milliardenschweren Geschäft geworden ist. Es geht um GitLab.

GitLab entstand als eine Alternative zum berühmten Onlinedienst GitHub. Dieser bot für die Entwickler die Verwaltung des Quellcodes und die Versionierung der Software an. Aber viele Firmen waren nicht dazu bereit, ihren Code online speichern zu lassen. Außerdem schreckte die Preispolitik von GitHub viele kleinen Firmen ab, die es sich einfach nicht leisten konnten diese Plattform zu nutzen.

Eine Alternative für GitHub

Dmitriy Zaporozhets und Valery Sizov, beide aus Charkiw, entwickelten die erste Version von GitLab im Oktober 2011. Anfangs ging es um ein Opensource Projekt, das die Ukrainer nach der Arbeit weiterentwickelt hatten. Das Projekt wuchs und wurde immer populärer, denn GitLab war quell-offen und man konnte es auf dem eigenem Server installieren.

Im Jahr 2012 kontaktierte der Holländer Sid Sijbrandij die Ukrainer – er wollte eine Firma aufbauen, um GitLab als SaaS-Lösung anzubieten. Dmitriy Zaporozhets hatte nichts dagegen, zumal das Software MIT lizenziert wurde. Der Aufwand für das Projekt wurde immer aufwändiger und Saporozhets hängte seinen bisherigen Job an den Nagel und widmete sich fortan vollständig GitLab. Der Holländer bat ihn darum, GitLab weiter zu entwickeln. Erst im Jahr 2014 wurde eine gemeinsame Firma gegründet und dann ging es los!

Ein Jahr später hatten beide bereits 8 Mitarbeiter und ihr Umsatz erreichte die Marke von einer Million Euro. Mehr als 100,000 Firmen nutzten das europäische Startup im Developer-Alltag. Ihre Konkurrenten wollten GitLab für 10 Millionen Dollar übernehmen. Aber Dmitry und Sid lehnten dieses Angebot ab.

Y Combinator

Im Jahr 2015 nahm GitLab am Y Combinator teil. Drei Monate in einem führenden US-Gründerzentrum mitten in Silicon Valley brachten sehr viele nützliche Kontakte und auch erste Investoren. GitLab bekam 1,5 Millionen Dollar als Startkapital und danach gleich nochmal 4 Millionen hinterher.

Die namhaften Investoren und Venture-Capital-Fonds sicherten sich in den nächsten zwei Jahren einen weiteren Anteil von 40 Millionen Dollar. Die Anzahl der Mitarbeiter wuchs auf 140. Die Firma übernahm auch andere Projekte wie Gitter und Gemnasium.

#movingtogitlab

Der größte GitLab-Rivale war GitHub, der einst als Vorbild für GitLab diente. Im Sommer 2018 kaufte Microsoft GitHub für satte 6,4 Milliarden Euro. Dieser Verkauf sorgte für Empörung unter vielen Entwicklern, die ihre Projekte in Richtung GitLab umzogen. GitLab nutzte diesen Moment mit dem Tag #movingtogitlab für eigene Marketingzwecke und warb für den Umstieg auf GitLab.

Dieser Verkauf war außerdem ein sehr wichtiges Signal für Investoren, denn damit war klar, dass Projekte wie GitHub mehrere Milliarden wert sein können.

Im September 2018 sicherte sich GitLab weitere 100 Millionen Dollar an Investitionen. Die Bewertung des Projekts stieg damit auf 1,1 Milliarden Dollar. Von diesem Zeitpunkt an betitelte die Presse GitLab als Unicorn.

Das System um GitLab

Im Vergleich zu vielen anderen Unicorns, die anfangen, Gelder für Marketing oder teure Niederlassungen auszugeben, führt GitLab eher ein spartanisches Leben und genau das fasziniert viele Investoren. Die Firma agiert dezentral. Im Grunde genommen, geht es nach wie vor um ein Opensource Projekt, an dem aktuell mehr als 896 Mitarbeiter aus den 58 Ländern arbeiten. Alle von zu Hause aus und ohne "gehypte" Niederlassungen mitten in CA oder London. Selbst CTO Dmitriy Saporozhets wohnt nach wie vor in seinem Geburtsland.

Im September 2019 holte GitLab sich 268 Millionen Dollar in der fünften Finanzierungsrunde. Außerdem lag die Bewertung der Firma bereits bei 2,75 Milliarden US-Dollar.

GitLab beeindruckt mit klaren Zielen. Schon jetzt ist bekannt, dass am 18. November 2020 die Firma den Börsengang wagen will. Damit könnte GitLab eine der größten IT-Firmen mit Wurzeln in Europa werden.

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