DXC Technology kauft Luxoft - was bedeutet das?

Die amerikanische Firma DXC Technology kauft das internationale Technologieunternehmen Luxoft – der Gesamtwert des Unternehmens wird bei zwei Milliarden von Dollar liegen.

Luxoft wurde 1995 in Russland gegründet und gehört zu den Urgesteinen der Outsourcing-Branche in Osteuropa. Von Russland aus wurde der Hauptsitz des Unternehmens in den Schweizer Kanton Zug verlegt. Das Unternehmen gilt als ein führender Anbieter von innovativen IT-Lösungen mit vielen Kunden weltweit.

DXC Technology wurde 2017 nach der Fusion der Computer Sciences Corporation (CSC) und Teilen von HP Enterprise gegründet.

Luxoft auf Erfolgskurs

Das Unternehmen war eines der ersten Unternehmen, das aktiv in die Märkte anderer osteuropäischer Länder einstieg. Der Umsatz des vergangenen Jahres betrug 907 Millionen US-Dollar und der Nettogewinn 57 Millionen US-Dollar. Heute ist es ein globales Unternehmen mit Repräsentanzen. Es besitzt 42 Büros in 21 Ländern. Aktiver als andere, ist das Unternehmen auf dem ukrainischen Markt tätig.

Von den 13-tausend Angestellten des Unternehmens arbeiten etwa 4-tausend in drei ukrainischen Büros, in Kiew, Dnipro und Odessa. Trotz dieser seriösen Belegschaft ist Luxoft nur der drittgrößte IT-Riese in der Ukraine, hinter seinen Mitbewerbern von EPAM und SoftServe.

Erwähnenswert ist die ursprünglich gewählte Entwicklungsstrategie des Unternehmens, das 2013 einen Börsengang durchführte und an der New Yorker Börse (Luxoft Holding, Inc. – NYSE: LXFT) gehandelt wird. Das Unternehmen ist in den letzten Jahren stetig gewachsen, hatte aber auch mit der Diversifizierung seines Vertragsportfolios zu kämpfen.

Der Großteil der Einnahmen stammte lange Zeit aus Verträgen mit großen Bankinstituten – Deutsche Bank und UBS. Der Finanzsektor war jedoch in den letzten Jahren instabil und das Unternehmen musste sich neue Partner suchen.

In den letzten Jahren kaufte Luxoft mittelständische Unternehmen weltweit – ungefähr ein Dutzend Deals. So wurden in Deutschland die Symtavision GmbH (2016) und Objective Software GmbH (2018) gekauft – beide sind in der Automobilindustrie tätig (Echtzeitsysteme für die Automobilindustrie).

Geschäft in der Ukraine

Die Expansion des Unternehmens auf dem ukrainischen Markt wurde durch die russische Aggression gegen die Ukraine verhindert. Das Unternehmen bot an, einen Teil ihrer Mitarbeiter in andere Länder zu verlegen.

Teilweise wegen der russischen Wurzeln des Geschäfts geriet die Firma auf dem Expansionskurs in Schwierigkeiten. Das nutzte der Sofware-Rivale Softserve aus und ist damit die zweitgrößte IT-Firma der Ukraine geworden. Dies hinderte amerikanische Investoren jedoch nicht daran, Luxoft zu erwerben. Die Qualität der technischen Expertise erwiesen sich höher als die Risiken einer Fortsetzung des Konflikts.

Vor dem Krieg dachten viele IT-Firmen aus Osteuropa über den möglichen Börsengang nach. Dies gelang bereits zwei der größten Akteure – EPAM und Luxoft. Ukrainische Giganten verpassten den passenden Moment vor dem Krieg und müssen nun in Erwartung einer Änderung der Marktbedingungen weiter wachsen.

Der Börsengang während des Krieges bedeutet höchstwahrscheinlich einen erzwungenen Rabatt bei der Erstplatzierung (Initial Public Offering, kurz: IPO). Daher konzentrieren sie sich lieber auf die Weiterentwicklung: Unternehmen rekrutieren aktiv neue Mitarbeiter, erweitern das Schulungsprogramm in ihren Zentren und eröffnen Büros in der ganzen Welt. Nahezu alle ukrainischen Hauptakteure haben große Büros in den Vereinigten Staaten oder Entwicklungszentren im benachbarten Polen.

Ukrainischer Weg

Natürlich verfolgte der Markt die Situation bei Luxoft aktiv. Lokale ukrainische Konkurrenten werden versuchen, eine ähnliche Erfolgsgeschichte zu erleben, bisher jedoch auf eigene Kosten und ohne Hilfe von Investoren. Der Börsengang scheint für viele nach 2014 fast unmöglich zu sein. Deshalb werden sie aktiver, bilden neues Personal aus, eröffnen zusätzliche Filialen und dringen auf neuen Märkte ein.

Der Krieg mit Russland hielt die Investoren nicht auf. Sie sind weiterhin an lokalen IT-Unternehmen interessiert. Im Jahr 2015 kaufte der berühmte Investor George Soros Anteile an Ciklum, dem fünfgrößten lokalen Outsourcing-Unternehmen (ca. 2600 Mitarbeiter).

Der Kauf von Luxoft ist für viele Investoren ein Signal, auf die ukrainische IT-Branche ein Auge zu werfen. Rund 4000 ukrainische Spezialisten machen bis zu 30% von Luxoft aus, sodass ihre ukrainische Komponente auf ungefähr 600 Millionen US-Dollar geschätzt werden kann. Eine überaus wichtige Zahl für viele Marktanalysten.

Es ist jedoch unwahrscheinlich, dass jemand aus den Besitzern ukrainischer Outsourcing-Giganten sein Unternehmen in der Krise unter Berücksichtigung des "militärischen" Rabatts verkaufen möchte, da der IT-Dienstleistungsmarkt ständig wächst und die Einnahmen der wichtigsten Akteure von Jahr zu Jahr steigen. Es ist ein guter Zeitpunkt für ukrainische Firmen, um neue Filialen zu eröffnen und weiter auf den Märkten Osteuropas zu expandieren.

Darüber hinaus versuchen große Firmen auf reines Outsourcing und den Verkauf von Arbeitsstunden zu verzichten. Alle großen Unternehmen konzentrieren sich schon lange auf technische Beratung und die Bereitstellung einer schlüsselfertigen Lösung. In der Tat sind einige von ihnen zu großen IT-Dienstleistungsunternehmen geworden, die die Kunden in jeder Branche helfen können. Dank mehreren tausend IT-Spezialisten an Bord können sie fast jedes Problem lösen.

Wo bleiben deutsche Unternehmen?

Zu beachten ist auch, die eher passive Strategie deutscher Investoren und Unternehmen in diesem Markt. Nahezu alle bedeutenden Deals in Osteuropa schließen große amerikanische oder asiatische Fonds ab. 13000 Mitarbeiter von Luxoft könnten theoretisch für Siemens, SAP oder BASF arbeiten. Manchmal scheint es so, als würden sich deutsche Unternehmen nicht für die Märkte, der Nachbarländer interessieren. Andere nehmen ihre Plätze ein und eröffnen Entwicklungszentren in Osteuropa.

Daher kauft die Deutsche Bank IT-Dienstleistungen von einem US-schweizerisch-russischen Drittanbieter mit einem Entwicklungszentrum in der Ukraine.

Die deutsche Wirtschaft ist leider zu sehr auf die Automobilindustrie fokussiert und verpasst ihre Chancen in der IT-Branche.

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