Einwanderungsgesetz: do you speak Deutsch?

Die Firmengründer in den USA haben sehr oft einen Migrationshintergrund. Während in Silicon Valley Google, PayPal oder WhatsApp von Ausländern gegründet wird, diskutiert Deutschland heftig über die Migration. Warum entscheiden sich viele hochqualifizierte Ausländer nicht für Deutschland?

In der deutschen Politik wird gerne über die Einwanderung und Migranten philosophiert. Lieblingsthema für sog. Rechte, die jeden Einwanderer eher als noch nicht Abgeschobene ansehen, so wie für die sog. Linke, die in jedem Ausländer gleich einen Schutzbedürftigern erkennen. Die Wirklichkeit ist eher kompliziert.

American Dream – hochqualifizierte first!

Die Migration ist nicht immer mit mehr Sozialausgaben verbunden. Ein Lieblingsbeispiel für die Befürworter der Migration ist die USA. Jeder zweite Gründer eines IT-Unicorns wurde nicht in Amerika geboren. Diese Argumentation ist aber kein Anlass, jeden einzulassen und das Sozialsystem zu schwächen. Bei den genannten amerikanischen Gründern geht es in erster Linie um hochqualifizierte Migranten.

Man kann leidenschaftlich das Beispiel des Google Gründers Sergey Brin erwähnen, aber dann muss man auch ehrlicherweise sagen, dass Mr. Brin aus einer Akademikerfamilie kommt. Beide Eltern waren Mathematiker in der UdSSR. Nach der Einreise in die USA arbeitete sein Vater Michael Brin an der University of Maryland. Und zwar als Professor. Solche "Ausländer" hätte jedes Land gerne aufgenommen. Und solche "Ausländer" können sich ihr Einwanderungsland selber aussuchen. Familie Brin entschied sich damals nicht für Deutschland.

Peter Thiel gilt als Ikone der deutschen IT-Branche. Sein größtes Werk PayPal hat er wiederum in USA zusammen mit dem gebürtigen Ukrainer Max Levchin gegründet. Was für ein Beispiel für gelungene Integration! Aber hier muss man auch sagen, dass Levchin Informatik an der University of Illinois studierte. Hier geht es um eine elitäre Abiturentengruppe, die zum einem in der Lage war, dort zu studieren und zum anderen ließ es das Land zu, dass man eigene Ideen in ein Unternehmen einbringen konnte.

Alle diese Beispiele haben wenig mit der aktuellen Einwanderungswelle zu tun. Nach Deutschland wandern kaum welche Söhne von Mathe Professoren ein – für diese hochgebildeten Menschen sind wir oft nicht attraktiv genug. Wie kann man das ändern?

Das Problem liegt daran, dass die Einwanderer, die vom ersten Tag an einen schaffen könnten, eine eher knappe Ressource ist. Um solche Ausländer wird hart gekämpft. Und solche Ausländer sind weder Schutzbedürftig noch eine Belasung für das Sozialsystem – hier kann man ehrlicher Weise das Wort "Bereicherung" verwenden.

Learn to be free: English vs. Deutsch

Es ist eigentlich selbstverständlich, dass die hochqualifizierten Spezialisten aus den armen Ländern über die Ausreise nachdenken. Je nach Situation und Laune, taucht diese Idee bei vielen von Zeit zu Zeit auf. Für Ingenieure oder Ärzte geht es hauptsächlich um die Qual der Wahl: wo kann man sich am besten "verkaufen" und die Zukunft der eigenen Kinder besser gestalten?

Meine bekannte Expats in den USA geben zu, dass die USA für sie das Wunschland Nummer Eins ist. Genau deshalb, weil es dort sehr viele Erfolgsgeschichten zu sehen gibt. Sogar Elon Musk ist ein Migrant aus Südafrika. Dieses Land sendet an viele hochqualifizierte Migranten aus der ganzen Welt das Statement "... dass DU es bei uns auch schaffen kannst..." – der American Dream eben. Eine plakative Mischung aus "Yes, we can!" und "We want You!"

Aber sehr interessant, welche Alternativen meine bekannten Expats aufzählen: Kanada, Australien, Großbritannien. Was vereint alle diese Länder? Richtig – die englische Sprache. Mit Englisch kann man sich fast überall verständigen, auch in Deutschland.

Dabei helfen englische Filmen (Hollywood etc.), Musik und die Presse – so lernt man English auf natürliche Art und jeder von uns kennt auswendig ein paar hundert englische Wörter ohne sich dafür großartig zu bemühen. Isn't it? :)

Dabei helfen auch die Kulturangebote, die Amerikaner und Briten anbieten. Englische Popmusik, alle diese The Beatles & The Queen, von Britney Spears bis zu Lady Gaga – es ist alles so eine Art "soft power", die die Menschen anzieht und... die Arbeitskraft anwirbt.

Und hier kommen wir zu einem sehr spannenden Thema: die Sprache. Für die Verbreitung der englischen Sprache ist das British Council verantwortlich. Eine ähnliche Stiftung wie unser Goethe Institut.

Britisch Council in Zahlen: gesamter Umsatz betrug für das Ausbildungsjahr 2017-2018 fast £1,2 Milliarden (ca. 1,35 Milliarden Euro), davon £168 Millionen (ca. 192 Mio Euro) kommen direkt vom Staat. Es ist ein erfolgreiches Unternehmen – für einen Euro vom Staat werden zusätzlich 5,98 Euro über Kurse und Gebühre hinzuverdient.

Goethe Institut in Zahlen: gesamter Umsatz betrug für das Geschäftsjahr 2017 fast 402 Milliarden Euro, davon 237 Mio Euro kamen vom Staat. Das Institut selber konnte mit Kursen und Gebühren nur 90 Mio Euro erwirtschaften – für einen Euro vom Staat wurden zusätzlich lediglich 0,4 Euro dazu verdient.

Ein Englisch-Kurs in Kiew (Ukraine) kostet beim British Council ca. 150-230 Euro. Ein vergleichbarer Deutsch Kurs in Kiew kostet ungefähr genau so viel, als Student oder Deutschlehrer könnte man noch bis zu 20% Kursgebühren sparen. Ist der Preis angemessen? 

Der monatliche Durchschnittslohn in der Ukraine beträgt je nach Wechselkurs und Region zwischen 200 und 400 Euro. Vor allem in Kiew kann man etwas mehr verdienen. Ein paar hundert Euro sind in Osteuropa eine realistische Summe. Und wenn jemand mit dem Gedanken spielt, das Land zu verlassen, dann gibt man für die Sprachkenntnisse eine durchaus erhebliche Summe aus. Und wenn schon Englisch und Deutsch fast das Gleiche kosten, warum soll man sich für wenig das weniger populäre Deutsch entscheiden? Mit Deutsch kann man sich lediglich im DACH-Raum verständigen, grob geschätzt 100 Millionen "Gesprächspartner". Auf Englisch kann man mit einer Milliarde Menschen kommunizieren.

Sprachkurse im Ausland – warum nicht kostenlos?

Wenn wir hochqualifizierte Migranten anwerben möchten, dann müssen wir mehr in die Verbreitung der deutschen Sprache im Ausland investieren. Warum muss ein Deutschlehrer in der Ukraine für einen Deutschkurs beim Goethe Institut überhaupt was zahlen?

Wenn wir einen Mangel an Ingenieuren oder Ärzten haben, warum kann man die Studenten dieser Fachrichtungen im Ausland nicht bevorzugt behandeln? Warum nicht kostenlose Deutschkurse für Studenten aus den MINT-Fächern mit der Durchschnittsnote 1,5? Die Gewinner von Studenten- und Schülerwettbewerben bekommen ein Stipendium für die kostenlose Teilnahme an Deutschkursen beim Goethe Institut usw.

Über die genaue Umsetzung kann man noch diskutieren, aber man muss generell den Trend erkennen: die hochqualifizierte Migranten sind eine knappe Ressourcen, um die hart gekämpft wird. Unsere "Hauptgegner" auf diesem Schlachtfeld haben einen linguistischen Wettbewerbsvorteil: English.

Um sich von den englischsprachigen Konkurrenten abzuheben, müssen wir den Zugang zu Deutschkursen im Ausland für Hochqualifizierte erleichtern. Let's make Deutsch great again!

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