Banking Welt: es wird immer digitaler

Niedrige Zinsen und eine große Anzahl von Anbietern verschärfen den Kampf in der Bankenwelt. Wer überlebt in der Fintech-Welt?

Deutsche Bank(en)

Es ist interessant, dass sich die größte deutsche Bank, nämlich Deutsche Bank, seit Jahren in der Bauphase befindet. Vor kurzem meldete man die bevorstehende Zusammenarbeit mit Google Cloud.

Sogar die scheinbar langweiligen Sparkassen planen, ihren Kunden ein separates Cloud-Angebot anzubieten. Übrigens, die Sparkassen. Das Bezahlen übers Handy ist längst kein Problem mehr, dank paydirekt, das in immer mehr Online-Shops erhältlich ist.

Die Berliner Digitalbank N26 bleibt eine der jüngsten und ehrgeizigsten Fintech-Banken in Europa mit einer Bewertung von über 3 Milliarden Euro. Gleichzeitig ist das Digital Banking nicht neu in Deutschland: Wir hatten schon seit Jahren comdirect, DKB oder Netbank auf dem Markt.

Das Trading und die Depotführung sind seit langem bei fast jeder deutschen Bank verfügbar. Und Projekte wie Scalable Capital haben sich in wenigen Jahren zum Star des Finanzmanagements entwickelt – das Retail Investment Angebot zieht immer mehr neue Kunden an. Anstelle eines langweiligen Sparkontos versuchen immer mehr Otto-Normal-Verbraucher, ihr Vermögen professionell zu verwalten.

Einer der führenden Online Broker auf dem europäischen Markt ist flatex AG aus Frankfurt am Main, das kürzlich der größte niederländische Online Broker DeGiro erworben hat. Ein weiteres deutsches Projekt, TradeRepublic, fordert den Amerikaner aus RobinHood heraus.

Es ist üblich, dass wir über die Rückständigkeit Deutschlands im Vergleich zum Silicon Valley sprechen. Wenn man sich jedoch die Landschaft der Fintech-Projekte in Deutschland ansieht, bewegen wir uns im Allgemeinen in die richtige Richtung. Obwohl ich persönlich mich gerne schneller bewegen würde.

Im Schatten des Wirecard-Skandals

Nun, ich möchte auch separat Wirecard erwähnen – leider wird der Zusammenbruch dieses Projekts die deutsche Fintech-Industrie noch lange mit einem Nachgeschmack begleiten. Es war das musterhafte deutsche Fintech-Projekt, das in einem lauten Bankrott endete. Vielleicht auch, weil wir alle amerikanischen Projekte einholen und überholen wollten. Manchmal ein Auge zudrücken für offensichtliche Verbrechen, damit man auf Augenhöhe mit den US-Projekten stehen kann.

Jetzt sollte jedes deutsche Projekt (oder besser gesagt sogar ein europäisches) mit leichtem Misstrauen behandelt werden – wer weiß, wie die Dinge in diesem Projekt sind und ob ein anderer Arthur Andersen oder EY die Bilanzen attestiert haben.

Man kann sogar versuchen, ein positives Ergebnis zu erzielen. Gut, dass Wirecard aus der deutschen Fintech-Branche verschwunden ist, denn solche Projekte mit Nachgeschmack schaden der Branche. Je mehr gesunde Unternehmen bleiben und je weniger schwarze Schafe bleiben, umso besser für alle.

Gelingt es der deutschen Fintech-Branche die US-Projekte zuerst mal zu Hause zu besiegen, kann man über Europa weiter Richtung US-Markt expandieren.

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